Die westeuropäischen Aufsichts- und Genehmigungsbehörden haben Anfang 1999 die Western European Nuclear Regulators Association (WENRA) gegründet. Anlass war die Notwendigkeit, für die Verhandlungen über den Beitritt weiterer Staaten zur Europäischen Union, eine gemeinsame Position zur Sicherheit der Kernkraftwerke in den Beitrittsstaaten zu entwickeln. Im März 2003 wurde die Zusammenarbeit innerhalb der WENRA erweitert. WENRA versteht sich nunmehr als ein Netzwerk der europäischen Aufsichtsbehörden mit dem Ziel, sich über sicherheitsrelevante Aspekte beim Betrieb von kerntechnischen Einrichtungen auszutauschen und zu beraten.
Derzeit verfügt die WENRA über drei technische Arbeitsgruppen, in denen sich Experten aus Aufsichtsbehörden, teilweise unterstützt durch Experten der nationalen Sachverständigenorganisationen, intensiv mit regulatorischen Aspekten der nuklearen Sicherheit befassen. Aktuelle sind folgende drei Arbeitsgruppen der WENRA aktiv:
- Reactor Harmonization Working Group (RHWG)
- Working Group on Research Reactors (WGRR)
- Working Group on Waste and Decommissioning (WGWD)
Arbeitsgruppe "Reactor Harmonisation Working Group" (RHWG)
Die RHWG befasst sich mit Fragen der kerntechnischen Sicherheit für europäische Kernkraftwerke mit dem Ziel die Sicherheit von Kernreaktoren ständig zu erhöhen und ein gemeinsames harmonisiertes Mindestniveau für die Sicherheit der europäischen Kernkraftwerke festzulegen.
Die RHWG hat im Jahr 2005 zu 18 sicherheitsrelevanten Themen (z. B. "Auslegung bestehender Reaktoren", "Probabilistische Sicherheitsanalyse" oder "Grenzwerte und Bedingungen des sicheren Betriebs") insgesamt etwa 300 grundlegende Anforderungen, die sogenannten "Safety Reference Levels", definiert. Die Mitgliedsstaaten haben sich verpflichtet, diese Anforderungen in ihren jeweiligen nationalen kerntechnischen Regelwerken umzusetzen. Darüber hinaus erarbeitet die RHWG Empfehlungen, Postionspapier und Stellungnahmen zu bestimmten Themen, z. B. für Anforderungen an die Sicherheit neuer Reaktoren. Im Jahr 2014 wurden die Erkenntnisse aus dem Reaktorunfall im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi analysiert und in der überarbeiteten Versionen der "Safety Reference Levels" berücksichtigt. Eine weitere Aktualisierung der WENRA "Safety Reference Levels" erfolgte im Jahr 2020 und wurde im Februar 2021 veröffentlicht.
- WENRA Reference Levels, Januar 2008
- WENRA Reference Levels, September 2014
- WENRA Safety Reference Levels for Existing Reactors 2020, Februar 2021
Die RHWG erarbeitet auch Sicherheitsziele für neue Kernkraftwerke. Diese wurden im November 2010 im WENRA Statement “Safety objectives for new nuclear power plants” veröffentlicht und durch einen Bericht im Jahr 2013 weiter erläutert.
- Safety objectives for new nuclear power plants, November 2010
- RHWG Report on Safety of new NPP designs, März 2013
Arbeitsgruppe "Working Group on Research Reactors" (WGRR)
Im Jahr 2016 entschied die WENRA "Safety Reference Levels" für die Forschungsreaktoren zu entwickeln. Hierzu wurde zunächst eine ad-hoc Arbeitsgruppe gebildet, welche inzwischen als permanente Arbeitsgruppe WGRR etabliert ist. Im November 2020 veröffentlichte die WENRA erstmalig einen Satz von "Safety Reference Levels" für Forschungsreaktoren. Diese basieren auf den "Safety Refernce Levels" der RHWG vom September 2014 und berücksichtigen bereits Anpassungen von Issue C „Leadership and Management“ und Issue I „Ageing Management“ der 2020er Fassung der RHWG "Safety Refernce Levels".
Auf der WENRA-Homepage haben Sie darüber hinaus Zugang zu weiteren offiziellen Dokumenten, zu WENRA Nachrichten sowie einer Übersicht der zwei weiteren Gruppen innerhalb der WENRA: die "Working Group on Waste and Decommissioning (WGWD)" und die "WENRA Inspection Working Group (WIG)" (diese Gruppe hat Ihre Arbeit im Jahr 2012 abgeschlossen).